Oland
In diesem Frühjahr habe ich das Glück, einen Teil meiner Kartierarbeiten in der Halligwelt (Halligen sind kleine Marschinseln im nordfriesischen Wattenmeer) durchführen zu können. Insgesamt verbringe ich dazu fast drei Wochen auf Hallig Oland - durchaus ein Privileg, in dieser Umgebung an spannenden Projekten mitzuarbeiten. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass genug Zeit bleibt, um sich der Fülle an wattenmeertypischen Brutvogelarten nicht nur wissenschaftlich, sondern auch fotografisch zu widmen.
Oland ist über einen Lorendamm mit dem Festland verbunden, über den Menschen und Güter mehr oder weniger komfortabel auf die Hallig und zurück transportiert werden können. Für die Halliglüüd ist dies eine große Erleichterung des Alltags und für viele Touristen eine Attraktion. Doch leider stellt dieses kleine bisschen Eisenbahnerromantik auch eine Beeinträchtigung der Brutvogelwelt dar. Trotz diverser Vorkehrungen ermöglicht der Damm mit den an ihm aufwachsenden Salzwiesen auch verschiedenen Raubsäugern vom Festland den einfachen Zugang zu den Halligen Oland und Langeneß. Früher waren sie durch offenes Watt und Priele weitgehend unerreichbar, doch das hat sich mit dem Bau des Damms geändert - für die vielen bodenbrütenden Vogelarten ein Problem. Wie hoch der sogenannte Prädationsdruck tatsächlich ist, soll im Rahmen der Projekte ermittelt werden.
Insbesondere Austernfischer machen sich die Strukturen des Damms aber auch zu Nutze und legen ihre Nester gerne im nur spärlich bewachsenen Gleisbett an. Bei jeder Vorbeifahrt einer Lore muss das Nest kurz verlassen werden, doch die Vögel scheinen sich an diese “Unannehmlichkeiten” gewöhnt zu haben. Da Austernfischer sehr alt werden können und gleichzeitig sehr standorttreu sind, ist es nicht auszuschließen, dass einige Individuen Jahr für Jahr den selben besonderen Platz zwischen den Gleisen wählen.
Neben dem Austernfischer ist der Rotschenkel sicher DER Charaktervogel Olands. Überall “tütet” es aus den Gräben und Salzwiesen und man wird bei der Arbeit im Gelände immer wieder schimpfend von ihnen eskortiert.
Typisch für eine Inselsituation sind Vogelkolonien. Das ist auf Oland nicht anders: hier gibt es mehrere Kolonien von Seeschwalben und Möwen, die ebenfalls Teil der Untersuchungen sind.
Nachdem es während meines ersten Aufenthalts Ende Mai noch sehr kühl und teilweise wirklich herbstlich stürmisch war, gab es während der zweiten Woche fast schon hochsommerliches Wetter - ideal zu diesem Zeitpunkt, da inzwischen bei den meisten Arten der Schlupf der Küken begonnen hat und während dieser kritischen Phase gute Wetterbedingungen besonders wichtig sind. Gleichzeitig bot sich in den letzten Abendstunden noch einmal wunderbar warmes Licht, sodass ich zum Tagesabschluss immer noch mit der Kamera loszog. Das bedeutete lange, intensive Tage, die erst nach Sonnenuntergang endeten. In der Vogelwelt war zu diesem Zeitpunkt allerdings meist noch lange nicht Feierabend. Hier lässt sich die abendliche Geräuschkulisse auf Oland noch einmal nachhören: